Wie würde man die Art & Weise der Bildung von Kindern und Jugendlichen gestalten, wenn man SCHULE völlig neu erfinden müsste?
In der Wirtschaft löst man solche fiktive Aufgaben mittels der Methodik der Wertanalyse oder moderner mit dem QFD-Ansatz.
Übertragen auf unser Schulsystem würde man zunächst die unbequeme Frage stellen, WARUM man BILDUNG überhaupt brauche, sei diese doch erst seit 1919 normiert? Am Anfang steht also die Frage nach Sinn & Zweck.
Geht man von einer positiven Antwort aus, wären zunächst die BEDARFE der jungen Menschen zu erfassen, die im Alter von fünf bis 18 Jahren anstehen. Diese müssten sich überwiegend herleiten aus den Anforderungen der Zukunft also gipfeln in der Frage, wie unsere Gesellschaft, Umwelt, Wirtschaft und nicht zuletzt unsere Demokratie in zwanzig Jahren idealerweise aussehen möge? Man müsste also vom Ende her denken und einen Konsens suchen, was natürlich viel herausfordernder ist, als herkömmliche Sichtweisen und persönliche Erfahrungen der eigenen Schulzeit unreflektiert in die Zukunft zu projizieren. Hier muss natürlich Seneca zitiert werden:
„Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir!“
Parallel müssten Lern-Psychologen und Neurobiologen aufklären über die elementaren Vorgänge beim Lernen sowie im Gehirn und dies für die jeweiligen Altersstufen. Spätestens jetzt sollte klar sein, dass jedes Kind individuelle Voraussetzungen und Fähigkeiten mitbringt und eine Unterrichtung nach dem Gießkannen-Prinzip nur dysfunktional sein kann, also die Kern-Funktion des Lernprozesses nicht erbringt, eher verhindert.
Letztlich müssen Eltern und Politik entscheiden, ob es im System Schule primär um Beschäftigung (in Brennpunkten eher um Aufbewahrung) von Schülern und Lehrern geht oder um die Entfaltung der individuellen Potentiale (Stichwort: Spätzünder)

Prof. Dr. Jörg Mehlhorn, Kronberg im Taunus, 12. Februar 2023
Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Kreativität e.V.